Drohnenfotografie: Technik, Einsatzmöglichkeiten und Genehmigungen

(Gastartikel von Hangar11 bei fotografr.de)

 
Der Eibsee an der Zugspitze - top down shot

Der Eibsee an der Zugspitze - top down shot

 

Multikopter sind längst nicht mehr nur eine kleine unbedeutende Sparte in der Fotografie. Hochentwickelte Algorithmen in der Steuerung und Sensorik, kompakte und gleichzeitig leistungsstarke Bildsensoren und eine zuverlässige Gimbal-Technologie haben den Markt innerhalb weniger Jahre revolutioniert. Der Schritt sich einen flugfähigen Kopter zuzulegen benötigt heutzutage kaum mehr tiefergehende Grundkenntnisse im Modellbau. Nicht zuletzt deshalb wurden bereits im Jahr 2017 mehr als 900.000 semiprofessionelle Drohnen verkauft.
Doch wie holt man das Maximum aus seinem Kopter heraus? Nach einigen Jahren in der Branche möchten wir hier ein paar Empfehlungen und Tipps teilen, die vor allem Anfängern den Umgang mit Multikoptern erleichtern sollen.

Rechtliche Hintergründe

Mit der neuen Drohnenverordnung aus dem Jahr 2017 wurde der Betrieb von Multikoptern erstmals einheitlich geregelt. Hierbei ist grundlegend zu beachten, ob der Kopter zu freizeitlichen oder gewerblichen Zwecken verwendet wird, was er wiegt, wo genau ihr fliegen möchtet und ob ihr damit gegebenenfalls Persönlichkeitsrechte verletzt. Eine illustrierte Übersicht und eine genaue Beschreibung findet ihr auf der Website des Bunderministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Eine Allgemein- und Einzelerlaubnis kann bei der zuständigen Landesluftfahrtbehörde eures Bundeslandes beantragt werden.

Die Steuerung

Macht euch zu Beginn mit der Steuerung vertraut! Der Tatendrang beim Auspacken ist immer groß, doch eine Vielzahl der Abstürze sind in Pilotenfehlern und mangelnder Erfahrung begründet! Die führenden Hersteller liefern einen Simulator mit, auf dem man üben kann. Hier könnt ihr auch ausprobieren, welche der vier möglichen Belegungen auf der Fernbedienung für euch die Beste ist.


Perspektiven & Anwendungen

Top Down

Top Down ist die wohl bekannteste Einstellung, wenn es um Drohnenfotografie geht. Hier wird der Gimbal um 90° nach unten geschwenkt, wodurch die Kamera senkrecht auf das Motiv zeigt. Dadurch entsteht ein 2-dimensionaler Eindruck des Motivs, was auch der Ursprung für die Namensgebung „Flatlay’“ ist. Besonders geeignet ist diese Technik beim Fotografieren von Hochhäusern oder Wäldern, da diese symmetrisch zueinander stehen und so von der Mitte zum Rand hin interessante Perspektiven zustande kommen.

Landschaftsfotografie

Bei der Landschaftsfotografie bietet es sich genauso wie am Boden an, kurze Brennweiten zu verwenden, um die Umgebung als Ganzes verorten zu können. Die Kombination aus niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit/Nebel kann allerdings dazu führen, dass die Propeller des Kopters vereisen! Man sollte deshalb immer einen Blick auf das Wetter vor Ort kurz vor Flugbeginn werfen, um das Absturzrisiko zu vermeiden. Nicht wenige Spots liegen darüber hinaus in Naturschutzgebieten, wo das Fliegen verboten sein kann.

 
Der Eibsee unterhalb der Zugspitze - perspektischer Shot

Der Eibsee unterhalb der Zugspitze - perspektischer Shot

 


Nachtbilder

Bilder bei Nacht, insbesondere von Städten, haben aus der Luft einen ganz besonderen Reiz. Hier muss allerdings mit langen Belichtungszeiten gearbeitet werden, weshalb eine gute Kamerastabilisierung und eine vibrationsarm funktionierende Drohne unabdingbar sind, um ein annehmbar scharfes und zugleich korrekt belichtetes Bild zu erhalten. Vor allem DJI-Kopter der neuesten Generation erzielen hierbei sehr gute Ergebnisse und Belichtungszeiten bis zu 2s sind problemlos realisierbar. 


 
Die Skyline in Frankfurt a. Main mit dem Messeturm

Die Skyline in Frankfurt a. Main mit dem Messeturm

 

Bildformat & Sensorausnutzung

Häufig bieten die Apps der Drohnenhersteller die Möglichkeit, das Format der Fotos zu ändern. Informiert euch im technischen Datenblatt eures Kopters, welches Format euer Sensor hat und wählt dessen Seitenverhältnis für eure Bilder. Nur so wird der gesamte Sensor ausgenutzt und ihr holt das Maximum aus eurem Kopter heraus - croppen könnt ihr im Anschluss dann immernoch.

Blende & ND-Filter

Falls euer Multikopter eine variable Blende besitzt, habt ihr neben der ISO und der Verschlusszeit noch eine weitere Möglichkeit die Lichtmenge, welche auf den Sonsor trifft, zu regulieren. In verschiedenen Tests wurde jedoch herausgefunden, dass bei stark geschlossenen Blenden die Schärfe vor allem im Randbereich stark leidet. Für kleine Sensoren als auch für Micro-Four-Thirds Sensoren empfiehlt sich ein Wert um F.4 für die besten Ergebnisse. Sollte dies zu einem überbelichteten Bild führen, hilft euch die Verwendung von ND-Filtern (Graufilter) dabei, die Lichtmenge herunterzusetzen. Diese gibt es für beinahe jedes Koptermodell vom Hersteller direkt oder von Drittanbietern. Hier lohnt es sich, ein bisschen mehr auszugeben, um ungewollte Farbverfälschungen zu vermeiden.


Akkupflege & Benutzung

Fast ausnahmslos jeder Kopter fliegt heutzutage mit LiPo-Akkus (Lithium-Polymer). Im Vergleich zu älteren Akkugenerationen zeichnen sich diese durch eine hohe Zellenspannung und Kapazität bei geringem Gewicht aus. Somit sind Flugzeiten von über einer halben Stunde möglich. Der Nachteil dieser Akkutechnik ist allerdings deren Anfälligkeit in Bezug auf Temperatur, mechanische Einwirkung und Überladung. Bei niedrigen Temperaturen laufen die chemischen Prozesse in den Akkus langsamer ab als normalerweise, weshalb deren Spannung einsacken und somit euer Kopter abstürzen kann. Bei Beschädigungen von außen und beim Überladen kann es darüber hinaus passieren, dass der Akku Feuer fängt oder gar explodiert. Informiert euch deshalb unbedingt über die sachgerechte Verwendung eurer Akkus und denkt beispielsweise im Winter daran, eure Akkus vorzuwärmen. 

Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Artikel einen kleinen Eindruck in die Drohnenfotografie geben konnten.

Weitere Informationen

Artikel: fotografr


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